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Das neue deutsche Gasmärchen


Von 			Dirk Neubauer
Von Dirk Neubauer

Die neue Bundesregierung setzt auf Gas statt auf den weiteren Ausbau der Erneuerbaren. Das hat die neue Ministerin Reiche klar gemacht. Um dennoch die Klimaziele nicht vollständig zu versammeln, will Sie auf CCS setzen. Doch ist das wirklich eine Lösung? Die Wissenschaft sagt deutlich nein, denn neben dem Umstand, dass schon das Fracking-Gas aus den USA ein Problem ist, braucht Carbon Capture Storage, also das Abschneiden von Kohlendioxid aus dem Rauchgas der Kraftwerke und die Verbringung desselben unter die Erde enorm viel Energie. Vom Märchen der grünen Gaskraftwerke...


Ja. Die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) ist eine wichtige Technologie zur Reduzierung der CO2-Emissionen von Kraftwerken und Industrieanlagen. Der CCS-Prozess selbst benötigt jedoch zusätzliche Energie, was die Gesamteffizienz und Wirtschaftlichkeit der Technologie beeinträchtigt. Der energieintensivste Schritt ist die Trennung von CO2 von anderen Gasen im Rauchgas. Dieser Prozess kann einen erheblichen Teil der Kraftwerksleistung verbrauchen. Dieser wird oft auf etwa 250 kWh pro Tonne abgeschiedenem CO2 bei Kohlekraftwerken und 350 kWh pro Tonne bei Erdgaskraftwerken geschätzt. Einige Quellen gehen von einem zusätzlichen Energieverbrauch von etwa 40 % für den Abscheidungsprozess aus. Zu viel, um ökologisch sinnvoll zu sein.


Und das ist nichtmal alles. Nach der Abscheidung muss das CO2 für den Transport per Pipeline, Schiff oder LKW verflüssigt werden. Der theoretische Mindestenergiebedarf für die Kompression beträgt etwa 61 kWh pro Tonne CO2. Für den Betrieb von Pumpen und anderen Zusatzgeräten im CCS-System wird zusätzlicher Strom benötigt, der einen geringeren Anteil des Gesamtenergieverbrauchs (ca. 5 %) ausmacht.


Der zusätzliche Energiebedarf von CCS verringert die Gesamteffizienz von Kraftwerken. Dies wird oft als „Energieeinbuße“ bezeichnet.


Während der Abscheidungsprozess theoretisch 85 bis 95 % der CO2-Emissionen vermeiden kann, führt der zusätzliche Energieverbrauch für CCS zu CO2-Emissionen in anderen Teilen der Prozesskette (z. B. erhöhter Brennstoffverbrauch für die zusätzlich benötigte Energie).

Unter Berücksichtigung der Energieeinbuße wird die Gesamteffizienz der CO2-Reduktion durch CCS auf ca. 70,5 % geschätzt.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass CCS zwar die CO2-Emissionen deutlich reduzieren kann, aber gleichzeitig einen erheblichen zusätzlichen Energiebedarf für den Betrieb benötigt. Dieser Energiebedarf mindert die Gesamteffizienz von Kraftwerken und muss bei der Bewertung der Machbarkeit und des Umweltnutzens von CCS-Projekten sorgfältig berücksichtigt werden. Ob das in den derzeitigen Modellen wirklich passiert, ist fraglich.




So soll die Kohlendioxidentsorgung laufen. NABU & Helmholtz sehen dies kritisch.
So soll die Kohlendioxidentsorgung laufen. NABU & Helmholtz sehen dies kritisch.

Eine weiteres Risiko beschreibt der NABU gemeinsam mit dem Helmholtz-Institut in einer Gesamtbewertung der Technologie. Das verpresste Gas soll unter der Nordsee gespeichert werden, etwa in ausgeförderten Öl- und Gaslagerstätten, und würde infolge der Verpressung unter hohem Druck stehen. Über einen Zeitraum von Jahrtausenden soll sich das Gas mineralisieren, also sich an das Gestein binden und seinen gasförmigen Zustand verlieren. Das dichte Deckgestein darüber soll verhindern, dass das Gas in die Nordsee entweicht.


Nun haben ausgeförderte Lagerstätten von Öl und Gas aber keine natürlich geschlossene Deckschicht mehr. Stattdessen ist die Deckschicht von den einstigen Bohrlöchern durchzogen, die nachträglich verdichtet worden sind. Genau hier liegt die Gefahr: Einer Studie des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel von 2020 zufolge wurden mehr als die Hälfte der untersuchten Bohrlöcher unzureichend abgedichtet, sodass es zu dauerhaften Methan-Austritten kommt. Das unter Druck stehende CO₂ könnte ebenfalls unkontrolliert entweichen.


Ein solcher Gasaustritt hätte gravierende Folgen: Entweicht das CO₂ in die Nordsee, kommt es lokal zu Versauerungen des Meerwassers. Durch das rapide Absinken des pH-Werts wird die Austrittsstelle für viele Organismen zur Todeszone. Besonders betroffen wären etwa Muscheltiere und Korallen. Solange das Leck nicht wieder abgedichtet wird, würde immer mehr CO₂ ins Meer entweichen.Zusätzlich könnten gemeinsam mit dem CO₂ weitere Schadstoffe aus dem Untergrund ins Meer gelangen. Tiefseeorganismen entwickeln sich sehr langsam, da ihre Stoffwechselraten deutlich geringer sind als die von Organismen in höheren Wasserschichten. Beschädigte oder zerstörte Organismen brauchen daher sehr lange, um sich zu erholen. Welche konkreten Auswirkungen drohen, ist bislang jedoch unzureichend erforscht. Das Umweltbundesamt betont daher, es bestehe „dringender Forschungsbedarf hinsichtlich der Auswirkungen“.Wenn die Folgen für die Umwelt noch nicht einmal hinreichend sicher erforscht sind, kann nicht sicher davon ausgegangen werden, dass etwaige Umweltschäden vertretbar wären.


Es ist also aus mehrerer Blickwinkeln außerordentlich fraglich, ob CCS wirklich die geeignete Lösung unseres derzeitigen Problems sein kann. Denn eigentlich funktioniert es bilanziell nur wirtschaftlich, wenn die dafür benötigte Energie aus grünen Quellen stammt. Und ist ökologisch als Risiko zu sehen. Was in Summe dafür spräche, weiter Erneuerbare zu pushen und Speicher zu bauen, statt fossile Kraftwerke schön zu rechnen.


Der weltgrösste Speicher soll im übrigen gerade in Europa entstehen. In der Schweiz. Es wird Zeit, dass auch wir endlich aufwachen und hier loslegen. Die 1,5 Grad sind bereits erreicht. Alles, was wir ab jetzt weiter über Nettonull emittieren, beschleunigt den Klimawandel direkt.


Quelle: Nabu-Website und EigenRecherche


 
 
 

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