Warum die Förderung der PlugIn-Hybride der Tod ist
- Dirk Neubauer
- 30. März
- 4 Min. Lesezeit

Es ist wie bei der letzten Bundestagswahl. Nein, ich mein nicht diese. Die davor. Nicht Scholz hatte damals gewonnen. Laschet hatte verloren. Sie wissen schon. Der Lacher im Hochwasser. Unglücklich und vielleicht auch nicht fair. Aber so ist es eben. Eine ähnliche Geschichte wiederholt sich gerade in der Wirtschaft. Doch diese wird gar keinen Gewinner kennen. Weil die künftige Bundesregierung gerade eine Entscheidung getroffen hat, die zu mindest hier in Deutschland verheerend wirken wird: Die Förderung von Plug-In-Hybriden. Ein Fehler. Einer, der vielleicht sogar das Zeug hat, der letzte Sargnagel der deutschen Massenproduktion von Autos zu sein. Und ein Zeichen, dass wir generell nicht mehr zukunftsfähig sind. Satt, borniert und vom Stammtisch getrieben.
Ein Kommentar.
Es war eine Zeitungsmeldung im Münchner MERKUR. Ja, Zeitungsauswahl ist relativ dieser Tage, aber? Genau. So ist das eben. Dieser meldete mit stolzgetränkten Zeilen, dass Volkswagen nun TESLA bei den Neuzulassungen in good old Europe hinter sich gelassen hat. Jubel brach aus. Doch gibt es wirklich Grund dafür? Ich meine Nein. Zunächst scheinen die Zahlen eindeutig. In einem schrumpfenden Markt in Europa steigen die Zulassungszahlen der Elektrischen. Das ist prinzipiell eine wirklich gute Nachricht. Vorausgesetzt, man besitzt keine Ölquelle. Vorn dran: Volkswagen. Doch ist das wirklich ein Sieg? Ich denke, nein. Zum einen gewinnt Wolfsburg, weil MUSK sich entschieden hat, sich zu
radikalisieren. Um damit in gewisser Weise einen Art Laschet-Move hinzulegen. Mit verheerenden Folgen. Analysten unken bereits vom endgültigen Niedergang und verorten die Aktie, die in zwei Monaten 60% Wertverlust eingefahren hat, nochmals 50% tiefer. Doch Vorsicht. Wir reden vom reichsten Mann der Welt. Und auch davon, dass gerade das erfolgreichste TESLA-Modell - das Model Y, lange Weltmarktnummereins - einen angekündigten Relaunch erfahren hat. Und da ist es nicht ungewöhnlich, dass Käufer sich in Zurückhaltung üben. Fakt ist leider auch, dass selbst ein nun altes Model Y dem, was jetzt hier zu Lande vom Band läuft, noch immer deutlich überlegen ist. Will sagen. Der Sieg ist relativ.
Wirklich tragisch aber ist etwas anderes, denn: Tot sind eigentlich beide der hier aufgeführten Kontrahenten. Wenn sich zwei streiten... Gewinnt derzeit: genau immer wieder China. Denn das, was da zeitgleich aus dem Osten auf die Märkte drängt, stellt alles in den Schatten. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass dies massive Folgen haben wird. Hier nämlich kommen Fahrzeuge mit Einstandspreisen der unteren Mittelklasse. Und Ausstattungen, wie sie bis dato nur der verwöhnte Luxusklassenpilot kannte. Ein Problem für MUSK in Europa. Doch der hat sich gerade amerikanische Politik gekauft und rettet sich vielleicht im nun abgeschotteten US-Markt. Volkswagen indes steht auf der Platte und gibt das Ziel. Und bekommt dabei von der recht ahnungslosen Politik einen vermeintlichen Strohhalm zugereicht: Die Förderung von PlugIn-Hybriden.
Was nach umsichtiger Wirtschaftspolitik riecht, ist in Wirklichkeit die letzte Giftpille für die German Transformation in diesem Segment.
Und sie wird wirken, denn sie lenkt Kraft und Geld von der eigentlichen Aufgabe ab, in die vollständige Elektrifizierung endlich auf Weltmarktniveau durchzuziehen. Und das definieren die Chinesen, die ja nicht umsonst der größte Fahrzeugexporteur der Welt geworden sind. Will sagen: Wer sich jetzt nicht auf die Entwicklung von Spitzen-voll EV´s konzentriert, ist raus. Alles andere ist ein Ablenkungsmanöver und funktioniert vielleicht in Deutschland, wo der Stammtisch sich an allem festhält, was früher schön war. Hauptsache, es verbrennt noch irgendwas. Und nimmt dem 30 km Durchschnittsfahrer seine German Reichweitenangst. Die deutsche Antwort: Wir bauen wieder Hybride. Die sind so schön teurer und komplex. Das kann kein anderer. Um das zu befördern, pumpen wir ein bisschen geliehenes Geld ins Museum. Während alle anderen staunen. Denn niemand muss mehr so komplexe Maschinen zusammenschrauben. BYD, ein führender Autoschrauber in China, hat gerade ein Ladesystem in Serie gebracht, dass ein Fahrzeug in 5 Minuten Strom für 400 km in den Akku presst. Der zu Autos gehört, die in Masse deutlich weniger kosten als die German-Dieseltoaster-Batterie-Varianten rollender Statussymbole. Auch ohne Förderung. Entdecke den Fehler.
Der letzte Punkt ist der bitterste. Wie haben es denn die Chinesen geschafft, so schnell so weit zu kommen? Ganz einfach. Sie taten das, was auch wir endlich tun: Die liehen sich Geld in der Zukunft, um eine bessere Zukunft möglich zu machen. Seit Jahren wird dort nämlich alles staatlich gefördert, was künftig Märkte schafft. Dabei wurden Billionen von Staatsgeld in Förderung von Solar-, Wind- und Automobilentwicklung erfolgreich investiert. Das Ergebnis: In allen Segmenten schickt sich das Riesenreich an, die Technologieführerschaft zu erreichen. Oder hat dies wie im Bereich Solar schon erledigt. Während wir - natürlich wieder vom wirtschaftlichen Sachverstand des Stammtisches getrieben - unseren kleinen Konter in einer kleinstgeistigen Schuldendebatte zu ersticken suchen. Weil mal irgendwann irgendwer die Mär der schwäbischen Hausfrau und deren Mittelalterrechenakrobatik als Maßstab in die Politik eingeführt hat. Nur um dem Volk irgendwie zu erklären, dass es sich bitte bei seinen Wünschen zurückzuhalten habe.
Eigentlich sollte das Paket Investitionspaket oder besser Zukunftspaket heißen. Das nämlich wäre es. Wenn wir klug wären, dem Stammtisch die Stimmen nehmen würden und in neue Technologien in den Bereichen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Energieerzeugung investieren würden. Statt Verbrenner an Batterien zu kleben und zu hoffen, das das irgendwie wirken wird. Und so nehmen wir uns einmal mehr eine grosse Chance, wenigstens partiell zu alter Stärke zurück zu finden.
Hoffentlich ist es nicht die letzte.
Comments