Der Beitrag der Landwirtschaft zum Klimawandel: Nachhilfe für einen. Bundesminister
- Dirk Neubauer

- 31. Aug.
- 11 Min. Lesezeit

Im Vielklang der neue Minister und deren Wettlauf um die rückschrittlichsten und vor allem falschesten Äusserungen hat sich nun Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) neu ins Rennen geworfen. Nach seiner Forderung, entgegen der Empfehlungen des Bürgerrates Ernährung wieder mehr Fleisch in Kitas und Schulen zu bringen (er es Metzgermeister), behauptet er nun, die Landwirtschaft wäre entgegen wissenschaftlicher Aussagen nicht klimaschädlich. Massentierhaltung gleich gar nicht. Nun. Da dachten wir, dem Manne kann geholfen werden, seine Bildungslücke zu schließen. Fazit: Die Klimakrise ist real. Die Landwirtschaft hat einen großen Anteil. Ein Ministr, der das icht sieht ist entweder nicht qualifiziert, oder ein Lobbyist. Beides darf er nicht sein.
Die Landwirtschaft und die gesamte Wertschöpfungskette der Ernährungssysteme leisten einen signifikanten Beitrag zu den globalen Treibhausgasemissionen. Der Anteil variiert je nach Bilanzierungsmethode erheblich. Während die Sektoren Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Landnutzung (AFOLU) zwischen 13 % und 21 % der weltweiten Emissionen verursachen, trägt das gesamte Ernährungssystem, das auch Verarbeitung, Transport und Konsum umfasst, bis zu 37 % der Emissionen bei.1
Innerhalb des Sektors sind die intensive Viehzucht und die stickstoffbasierte Düngung die größten Emissionsquellen. Der Hauptanteil der landwirtschaftlichen Emissionen besteht aus Methan (CH4) aus Verdauungsprozessen von Wiederkäuern und Lachgas (N2O) aus landwirtschaftlich genutzten Böden.1 Beide Gase besitzen ein Vielfaches des Global Warming Potentials (GWP) von Kohlendioxid (
CO2) und tragen daher unverhältnismäßig stark zur Erwärmung bei.
In Deutschland war die Landwirtschaft im Jahr 2023 für 8,2 % der nationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.4 Bei einer erweiterten Bilanzierung, die Emissionen aus dem Energieverbrauch und Landnutzungsänderungen einbezieht, steigt der Anteil auf bis zu 14,4 %.5 Obwohl die absoluten Emissionen der deutschen Landwirtschaft seit 1990 um rund 26 % gesunken sind 5, ist ihr relativer Anteil an den nationalen Gesamtemissionen gewachsen. Dies ist eine Folge der stärkeren Emissionsreduktionen in anderen Sektoren, was die Landwirtschaft zu einem zunehmend dominanten Emittenten macht.
Prognosen zeigen, dass die Landwirtschaft voraussichtlich auch in einer klimaneutralen Zukunft die höchsten „Restemissionen“ aufweisen wird, die sich aufgrund biologischer Prozesse nur schwer vollständig eliminieren lassen.6 Die verbleibenden Emissionen müssen durch den Ausbau natürlicher und technischer Kohlenstoffsenken kompensiert werden, um die Klimaziele zu erreichen.
1. Einleitung: Treibhausgase und Landwirtschaft im globalen Kontext
1.1 Die Treibhausgase der Landwirtschaft: Methan, Lachgas und Kohlendioxid
Landwirtschaftliche Aktivitäten emittieren primär drei der wichtigsten Treibhausgase: Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Distickstoffoxid (Lachgas, N2O).1 Während
CO2 vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in landwirtschaftlichen Maschinen oder Heizsystemen freigesetzt wird, sind die Emissionen von Methan und Lachgas biologisch und prozessbedingt. Methan entsteht in signifikanten Mengen bei Verdauungsprozessen von Wiederkäuern, einem Vorgang, der als enterische Fermentation bezeichnet wird 1, sowie bei der Lagerung und Zersetzung von Wirtschaftsdüngern wie Gülle und Festmist unter anaeroben Bedingungen.1 Lachgas wird vor allem durch die Anwendung von Stickstoffdüngern, sowohl synthetischen als auch organischen, freigesetzt, wenn Bodenmikroben den Stickstoff umwandeln.1
Um die Klimawirksamkeit dieser Gase vergleichbar zu machen, wird ihr Global Warming Potential (GWP) in Relation zu CO2 ausgedrückt. Ein Kilogramm Methan ist dabei über einen Zeitraum von 100 Jahren 25- bis 28-mal so klimaschädlich wie ein Kilogramm CO2.9 Lachgas hat eine noch stärkere Wirkung; es ist über den gleichen Zeitraum 298- bis 310-mal so wirksam wie
CO2.2 Diese GWP-Werte verdeutlichen, dass die Landwirtschaft, obwohl ihr Mengenanteil an den Gesamtemissionen geringer sein mag als der anderer Sektoren, einen unverhältnismäßig starken Einfluss auf die Erderwärmung hat.
1.2 Einordnung in die globale Emissionsbilanz
Die Einordnung des landwirtschaftlichen Beitrags auf globaler Ebene hängt stark davon ab, welche Quellen in die Berechnung einbezogen werden. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bilanziert die Emissionen der Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Landnutzung (AFOLU) als einen Sektor. Laut dem sechsten Sachstandsbericht der IPCC waren diese Sektoren im Zeitraum von 2010 bis 2019 für 13 % bis 21 % der globalen anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich.13 Eine Schätzung aus dem Jahr 2022 nennt einen ähnlichen Bereich zwischen 13 % und 21 %.1
Ein umfassenderes Bild ergibt sich jedoch, wenn man das gesamte Ernährungssystem betrachtet. Dieses System umfasst nicht nur die direkte landwirtschaftliche Produktion, sondern auch die Herstellung von Betriebsmitteln (z.B. Düngemittelproduktion), Landnutzungsänderungen, Transport, Verarbeitung, Verpackung und Kühlung. Das globale Ernährungssystem ist für bis zu 37 % aller Treibhausgasemissionen verantwortlich.1 Diese Aufschlüsselung verdeutlicht, dass das Problem nicht allein in der Primärproduktion liegt, sondern in der gesamten Liefer- und Wertschöpfungskette. Dieser ganzheitliche Ansatz macht deutlich, dass die Reduktion von Emissionen nicht nur in der Landwirtschaft selbst, sondern auch in der Logistik, der Lebensmittelverarbeitung und letztlich bei den Konsumgewohnheiten ansetzen muss.2
2. Der globale Beitrag des Agrarsystems zum Klimawandel
2.1 Direkte Emissionen: Die Hauptquellen
Innerhalb des landwirtschaftlichen Sektors ist die Viehzucht der größte Emissionsverursacher. Die Produktion von Fleisch allein ist für fast 60 % der Emissionen des globalen Ernährungssystems verantwortlich.1 Die dominierende Quelle innerhalb der Tierhaltung ist die enterische Fermentation, bei der Methan aus den Verdauungsprozessen von Wiederkäuern wie Rindern, Ziegen und Schafen freigesetzt wird.1 Eine FAO-Analyse aus dem Jahr 2011 bezifferte den Anteil der enterischen Fermentation auf 39 % der gesamten landwirtschaftlichen Emissionen.14 Auch die Lagerung von Tiermist, insbesondere unter anaeroben Bedingungen, trägt signifikant zur Methanbildung bei und macht zwischen 7 % und 10 % der globalen landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen aus.1
Neben der Tierhaltung sind Lachgasemissionen aus der Düngung eine weitere wesentliche Quelle. Die Anwendung von synthetischen Stickstoffdüngern und organischem Dünger wie Gülle führt zur Freisetzung von Lachgas aus den Böden.1 Diese Emissionen machen etwa 13 % der landwirtschaftlichen Emissionen aus und sind die am schnellsten wachsende Emissionsquelle im Agrarsektor.14 Die Produktion von Stickstoffdüngern selbst ist für rund 5 % der gesamten anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich, wovon ein
Drittel auf die Herstellung und zwei Drittel auf die Anwendung entfallen.1
Gas | Hauptquellen in der Landwirtschaft | Global Warming Potential (GWP) | Anmerkung |
Kohlendioxid (CO2) | Landnutzungsänderungen, Energieverbrauch, Bodenbearbeitung | 1 | Wird als Referenzwert verwendet. |
Methan (CH4) | Enterische Fermentation (Verdauung), Wirtschaftsdüngermanagement | 25−28 9 | Kurze Verweildauer in der Atmosphäre (ca. 12 Jahre). |
Lachgas (N2O) | Stickstoffdüngung (synthetisch und organisch), Bodenbewirtschaftung | 298−310 10 | Lange Verweildauer in der Atmosphäre (ca. 114 Jahre). |
2.2 Indirekte Emissionen: Landnutzungsänderungen
Ein erheblicher Anteil der landwirtschaftlich bedingten Emissionen ist indirekter Natur und resultiert aus Landnutzungsänderungen, insbesondere der Entwaldung. Über vier Fünftel der weltweiten Entwaldung wird für die Gewinnung von landwirtschaftlicher Nutzfläche betrieben.7 Die Rodung von Wäldern zur Anlage von Acker- und Weideland setzt riesige Mengen an gebundenem Kohlenstoff frei und reduziert gleichzeitig die globalen Kohlenstoffsenken.7 Die Entwaldung ist allein für 45 % der gesamten Emissionen im AFOLU-Sektor verantwortlich.13 Die Umwandlung von Wäldern und Grünland in Ackerland führt zum Verlust wichtiger Ökosysteme, die
CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern.13
3. Der Beitrag der Landwirtschaft in Deutschland: Eine detaillierte Analyse
3.1 Überblick und statistische Einordnung
Der Beitrag der Landwirtschaft zu den nationalen Treibhausgasemissionen in Deutschland ist ebenfalls bedeutend, wobei auch hier die Bilanzierung eine entscheidende Rolle spielt. Im Jahr 2023 war der landwirtschaftliche Sektor direkt für 54,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich.4 Dies entspricht 8,2 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen des Jahres 2023.4
Dieser Wert erhöht sich, wenn weitere landwirtschaftliche Emissionsquellen berücksichtigt werden, die nach der offiziellen Sektorbilanzierung in anderen Bereichen geführt werden. Werden die Emissionen aus mobiler und stationärer Verbrennung (z.B. Treibstoff für landwirtschaftliche Maschinen) hinzugerechnet, steigt der Anteil auf 9,4 % der Gesamtemissionen.5 Bezieht man zusätzlich die Netto-Emissionen aus Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF), wie etwa die Entwässerung von Moorböden, mit ein, beläuft sich der Beitrag der Landwirtschaft im Jahr 2023 auf 106,8 Millionen Tonnen
CO2-Äquivalente, was einem Anteil von rund 14,4 % der nationalen Gesamtemissionen entsprach.5 Die unterschiedlichen Zahlen verdeutlichen, dass der Einfluss der Landwirtschaft weit über die direkt dem Sektor zugeordneten Emissionen hinausgeht.
Bilanzierungsmethode | Treibhausgasemissionen (Mio. t CO2-Äq.) | Anteil an den Gesamtemissionen |
Direktbilanzierung nach Sektoren | 54,8 | 8,2 % 4 |
Inklusive Energieverbrauch | 62,1 | 9,6 % 15 |
Inklusive LULUCF-Emissionen | 106,8 | ≈14,4 % 5 |
3.2 Spezifische Emissionsquellen in Deutschland
Die deutsche Landwirtschaft emittiert hauptsächlich Methan und Lachgas. Im Jahr 2023 entfielen 62 % der Emissionen des Sektors auf Methan und 33 % auf Lachgas.5 Die restlichen Emissionen stammen aus CO2.10 Der Großteil der Methanemissionen, nämlich 76 %, stammt aus der Landwirtschaft, wobei Rinderhaltung durch die enterische Fermentation die Hauptquelle darstellt.9 Auch die Lagerung von Gülle und Festmist trägt signifikant zur Methanfreisetzung bei.10 Die Lachgasemissionen der Landwirtschaft stammen zu 79 % aus der Stickstoffdüngung und der Bewirtschaftung landwirtschaftlich genutzter Böden.10
Gas | Anteil an den Emissionen der Landwirtschaft (2023) | Wert (Mio. t CO2-Äq.) | Hauptquellen |
Methan (CH4) | ≈62 % 4 | 34,2 5 | Verdauung von Nutztieren, Wirtschaftsdüngermanagement |
Lachgas (N2O) | ≈33 % 4 | 18,3 5 | Stickstoffdüngung, Bodenbewirtschaftung |
Kohlendioxid (CO2) | Restliche Emissionen | N/A | Energieverbrauch, Harnstoff- und Kalkdüngung |
3.3 Historische Trends und Emissionsminderung seit 1990
Die Treibhausgasemissionen der deutschen Landwirtschaft sind seit 1990 stetig gesunken. Von 85 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 1990 reduzierten sie sich bis 2023 um 26 % auf 63 Millionen Tonnen.5 Dieser Rückgang ist in erster Linie auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft nach der deutschen Wiedervereinigung zurückzuführen, der mit einer Reduktion der Tierbestände, insbesondere bei Rindern und Schweinen, einherging.4 Seit den 2010er Jahren haben auch ein weiterer Rückgang der Tierzahlen sowie die reduzierte Ausbringung von synthetischen Düngern zu dieser Entwicklung beigetragen.4
Trotz dieser absoluten Emissionsminderung ist der relative Anteil der Landwirtschaft an den nationalen Gesamtemissionen gestiegen.17 Dieses scheinbare Paradoxon erklärt sich dadurch, dass andere Sektoren wie die Energiewirtschaft, die Industrie und der Verkehr ihre Emissionen im gleichen Zeitraum noch stärker reduziert haben.6 Infolgedessen macht der landwirtschaftliche Sektor einen prozentual größeren Teil der verbleibenden nationalen Emissionen aus, was seine zunehmend zentrale Rolle in der Klimaschutzdebatte unterstreicht.
Jahr | Emissionen des Sektors (Mio. t CO2-Äq.) | Anteil an nationalen Gesamtemissionen |
1990 | 85 5 | N/A |
2023 | 63 5 | ≈9,4 % 5 |
Prozentuale Veränderung | -26 % | Steigend |
4. Intensive Landwirtschaft und Viehzucht als Emissionsquellen
4.1 Charakteristika und die Verbindung zur Intensivierung
Der Begriff „intensive Landwirtschaft“ wird in den vorliegenden Datenquellen nicht als eigene statistische Kategorie definiert. Die dargestellten Emissionsquellen sind jedoch charakteristisch für eine intensivierte Produktionsweise. Diese ist durch hohe Tierbestandsdichten, den massiven Einsatz von mineralischen und organischen Düngemitteln sowie die Umwandlung von Landflächen zur Futtermittelproduktion gekennzeichnet. Die Produktionsweise ist darauf ausgerichtet, maximale Erträge pro Fläche oder pro Tier zu erzielen.
Diese Intensivierung führt zu einem komplexen Zusammenhang zwischen Effizienzsteigerung und absoluten Emissionen. In der deutschen Landwirtschaft ist es gelungen, die Produktivität, beispielsweise die Milchleistung pro Kuh, signifikant zu steigern.4 Diese Fortschritte führen zu einem Rückgang der Emissionen pro Einheit (z.B. pro Liter Milch), was die Klimaeinfluss-Effizienz der deutschen Landwirtschaft verbessert. Allerdings führt diese Effizienzsteigerung nur dann zu einer tatsächlichen Minderung der Gesamtemissionen des Sektors, wenn sie nicht durch eine Zunahme der Tierzahlen oder der Gesamtproduktion kompensiert wird.4 Wenn die Produktionsmenge gleich bleibt oder sogar steigt, können die absoluten Emissionen trotz höherer Effizienz stabil bleiben oder sogar zunehmen.
4.2 Detaillierte Betrachtung der Viehzucht
Die intensive Viehzucht ist der Hauptverursacher von Methanemissionen in Deutschland. Wie bereits erwähnt, stammen über 70 % der Methanemissionen aus der Landwirtschaft allein von der Verdauung von Rindern.10 Ein weiterer wesentlicher Anteil (18 %) der Methanemissionen entsteht bei der Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern.10
Der Deutsche Bauernverband weist in diesem Kontext darauf hin, dass biogenes Methan aus der Wiederkäuerhaltung Teil eines kurzen Kohlenstoffkreislaufs ist.19 Das Methan, das von den Tieren ausgestoßen wird, zerfällt in der Atmosphäre nach etwa 12 Jahren in CO2 und Wasser.19 Das so freigesetzte
CO2 wurde zuvor von den Futterpflanzen durch Photosynthese gebunden. Die Argumentation lautet, dass eine stabile Tierpopulation nicht zu einer zusätzlichen kumulativen Erhöhung der Methankonzentration in der Atmosphäre führt, sondern in einem Gleichgewichtszustand verharrt.19 Eine Reduktion der Tierbestände hätte jedoch einen kühlenden Effekt, da weniger Methan in die Atmosphäre gelangt.19 Dieses Argument stellt die Komplexität der Viehzuchtemissionen dar. Während das biogene Methan Teil eines natürlichen Kreislaufs ist, ist seine kurzzeitige, aber starke Treibhauswirkung nicht zu vernachlässigen. Eine Minderung dieser Emissionen bietet ein effektives und schnelles Mittel zur Eindämmung der globalen Erwärmung.19
5. Strategien zur Emissionsreduktion in der Landwirtschaft
Um die Emissionen in der Landwirtschaft zu senken, wurden auf politischer und betrieblicher Ebene verschiedene Strategien entwickelt:
Politische Rahmenbedingungen: Das deutsche Klimaschutzgesetz (KSG) sieht eine Reduktion der jährlichen Emissionen in der Landwirtschaft bis 2030 auf 56 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente vor.20 Diese verbindlichen Ziele sollen durch ein Maßnahmenprogramm umgesetzt werden.21
Stickstoffeffizienz und Düngegesetzgebung: Die Senkung der Stickstoffüberschüsse und die Verbesserung der Stickstoffeffizienz sind zentrale Maßnahmen.21 Durch die Düngeverordnung und die Förderung emissionsarmer Düngetechnik soll die Lachgasfreisetzung reduziert werden.21
Güllemanagement und Biogasanlagen: Die verstärkte energetische Nutzung von Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen ermöglicht es, Methan nicht in die Atmosphäre entweichen zu lassen, sondern es zur Erzeugung von Strom und Wärme zu nutzen.3 Die gasdichte Lagerung der Gärreste trägt ebenfalls zur Emissionsminderung bei.8
Ausbau des Ökolandbaus: Der Ausbau ökologisch bewirtschafteter Flächen auf 30 % bis 2030 wird als Klimaschutzmaßnahme gefördert.21 Diese Bewirtschaftungsform kommt ohne synthetische Mineraldünger aus, deren Herstellung und Anwendung erhebliche Emissionen verursachen.21
Bodenmanagement und Humusaufbau: Der Humus- und Kohlenstoffgehalt von Ackerland soll durch Maßnahmen wie den Anbau von Zwischenfrüchten, die Anlage von Agroforstsystemen und reduzierte Bodenbearbeitung erhöht werden.21 Dies stärkt die Rolle der Böden als Kohlenstoffspeicher.
Moorbodenschutz: Die Wiedervernässung entwässerter Moorböden hat ein enormes Potenzial zur Emissionsminderung.18 Entwässerte Moorböden sind eine massive Quelle für Treibhausgasemissionen durch die Zersetzung des Torfs.5
6. Ausblick und die Herausforderung der Restemissionen
Aktuelle Projektionsberichte des Umweltbundesamtes zeigen, dass der deutsche Agrarsektor auf dem besten Weg ist, die im Klimaschutzgesetz festgelegten Ziele für 2030 zu erreichen.5 Dennoch bleibt die Landwirtschaft die zentrale Herausforderung auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045.
Analysen und Klimaneutralitätsstudien schätzen, dass im Jahr 2045 noch Restemissionen von 37 bis 76 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten in Deutschland bestehen werden.6 Während die Sektoren Energiewirtschaft, Verkehr und Gebäude ihre Emissionen fast vollständig auf null reduzieren können, wird die Landwirtschaft voraussichtlich der wesentliche Emittent dieser verbleibenden Emissionen sein.6 Die verbleibenden Emissionen in der Landwirtschaft werden hauptsächlich durch die Tierhaltung und das Management von Wirtschaftsdüngern verursacht und sind prozessbedingt nur schwer vollständig zu eliminieren.6
Diese sogenannten „Restemissionen“ müssen durch Kohlenstoffsenken ausgeglichen werden, um das Klimaneutralitätsziel zu erreichen.6 Maßnahmen zur Kohlenstoffspeicherung in Wäldern, Böden und Mooren gewinnen daher eine immer größere Bedeutung.13
7. Fazit und Zusammenfassung der Kernerkenntnisse
Die vorliegende Analyse unterstreicht die zentrale Rolle der Landwirtschaft im globalen und nationalen Klimasystem. Der Beitrag des Sektors ist erheblich und muss differenziert betrachtet werden. Global ist das gesamte Ernährungssystem für bis zu 37 % der Emissionen verantwortlich, wobei die Viehzucht und die Landnutzungsänderungen die größten Anteile ausmachen.
In Deutschland ist die Landwirtschaft für rund 8,2 % der direkten Emissionen verantwortlich. Trotz eines absoluten Rückgangs der Emissionen seit 1990 ist ihr relativer Anteil an den nationalen Gesamtemissionen gestiegen, was die Notwendigkeit unterstreicht, die Reduktionsbemühungen in diesem Sektor zu intensivieren.
Die intensive Landwirtschaft, die sich vor allem durch hohe Tierbestände und den Einsatz von Stickstoffdüngern auszeichnet, ist der Hauptverursacher von Methan und Lachgas. Diese Gase haben eine um ein Vielfaches stärkere Klimawirkung als CO2. Obwohl es vielversprechende Strategien zur Emissionsminderung gibt, wird die Landwirtschaft aufgrund der biologisch bedingten Prozesse voraussichtlich auch in Zukunft Restemissionen aufweisen, die durch den Ausbau von Kohlenstoffsenken kompensiert werden müssen.
Die Verantwortung zur Emissionsreduktion liegt somit nicht nur bei den Landwirten, sondern erfordert eine Transformation des gesamten Ernährungssystems – von der Produktion über die Logistik bis hin zu den individuellen Konsumentscheidungen.
Referenzen
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